Die neu errichtete Wohnanlage der Diözese Bozen-Brixen ist aktuell das erste (und einzige) mehrgeschossige Vollholzhaus seiner Art in Südtirol. Das verarbeitete und verbaute Holz stammt aus den eigenen Wäldern, die umsetzenden Betriebe aus der unmittelbaren Region. Der kirchliche Auftraggeber legt bewusst Wert auf einen nachhaltigen Umgang mit der Umwelt, Gesellschaft und Schöpfung.
Gute Argumente
Die Entscheidung, die Wohnanlage in Vollholzbauweise zu errichten, entwickelte sich über einen längeren Zeitraum. Im Zuge diverser Gespräche mit den Fachleuten der Forstverwaltung der Diözese kamen die konstruktiven Vorteile des Naturbaustoffs Holz zur Sprache. Für Diözesanökonom Franz Kripp hatte dieser Input durchaus Gewicht, schließlich sollte das neue Objekt auch die Büroräumlichkeiten der Forstverwaltung beherbergen, die bisher im Gebäude in der Altstadt untergebracht waren. „Aus internen Gesprächen heraus haben sich neue Ideen entwickelt. Schlussendlich gab es überzeugende Argumente für die Holzbauweise: die Nachhaltigkeit des Baustoffs, die hohe Wohnqualität und die Tatsache, dass die Diözese Bozen-Brixen mit ihrem Waldbesitz selbst das Baumaterial zur Verfügung stellen könnte“, erklärt Franz Kripp die Entscheidungsfindung.
Reinste Holzbauweise
Nachhaltigkeit bedeutet immer auch Regionalität und Handwerkskunst. Für Planung und Architektur war Dipl.-Arch. Christine Pfeifer, Pfeifer Partners aus Eppan, verantwortlich: „Wir haben ein Konzept entwickelt, das die Architektur der vorhandenen Eisenbahnhäuser integriert und sich in diese Schnittstelle am Rand des Hofburggartens zwischen Vorstadt und Innenstadt gut einfügt.“ Die Berechnung der Lebenszyklusanalyse des Gebäudes hat ergeben, dass sich die Bemühungen des Bauherrn, der Planer und Handwerker gelohnt haben: Im Vergleich zu herkömmlichen Bauwerken konnten 1.800 Tonnen an CO2 eingespart werden.
Wohnen und arbeiten
Abgesehen vom Erschließungskern des Gebäudes (Liftschacht und Stiegenhaus) wurde nur noch eine davon entkoppelte Wand als konstruktiver Stabilisator in Stahlbetonweise ausgeführt. Die weitere tragende Struktur inklusive der Wände und Decken wurde in Vollholzbauweise realisiert. Die Konstruktion ist teilweise verkleidet, im Außenbereich durch einen weißen Sockel mit Farbspielen in der Fassade, im Innenbereich durch separat verlegte Holzböden sowie Holzpaneele vor den Rohwänden – auf diese Weise lassen sich oberflächliche Ausbesserungen und Reparaturen im Mietobjekt schneller und günstiger durchführen. In den Wohnungen sind abgehängte Lehmdecken mit integrierter Heizung installiert. In den Räumlichkeiten der Forstverwaltung ist die Vollholzqualität stärker wahrnehmbar, wie Franz Kripp erklärt: „Hier wurde Holz in Sichtqualität verbaut, die Böden sind aus Lärche, die Wände teilweise aus Zirbe.“
Eigenes Holz aus Windwurf
Das Vollholz für den Bau der neuen Wohnanlage stammt ausschließlich aus den eigenen Wäldern der Diözese Bozen-Brixen. Es handelt sich dabei großteils um Windwurf-Material, das im Jahr 2018 durch den Sturm Vaia verursacht wurde. Das Holz wurde in einem Sägewerk in Villnöss eingeschnitten und schließlich bei holzius in Prad am Stilfserjoch zu vorgefertigten Wand-, Decken- und Dachelementen verarbeitet.
Gesellschaftlicher Mehrwert
Der Bauplatz in Brixen selbst misst 1.700 m². Die zwölf Wohnungen mit zwei, drei oder vier Zimmern weisen eine Nettowohnfläche von 42 m² bis 80 m² auf.
„Unser Ziel war es, verschieden dimensionierten Wohnraum sowohl für einzelne Interessenten als auch Familien anzubieten. Selbstverständlich zum korrekten Landesmietzins und mit langfristigen Perspektiven. Denn als kirchlicher Bauherr und Vermieter nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung sehr ernst.“
Auftraggeber: Diözese Bozen-Brixen
Planung: Arch. Christine Pfeifer und Arch. Norbert Dalsass
Materialmengen: 519m³, davon 9m³ Zirbe
CO2-Einsparung: 425,58t