Drei Experten – drei Impulse als Geschenk zum 10-jährigen Bestehen.

Zahlreiche Architekten und Raumplaner, aber auch Kunden und Partnerbetriebe von holzius profitierten vom Erfahrungsschatz der Gastreferenten anlässlich der 10 Jahresfeier von holzius, die teils schmunzelnd, teils eindringlich ernst auf die aktuelle Situation unseres industriellen Zeitalters Bezug nahmen. Das Zitat des US-Management-Vordenkers Peter Senge „Wir leben in einer Blase“ im Vortrag von Terra-Institut Berater Günther Reifer markierte dabei den Anfang, der Sager von Ingenieur Josef Engle „Wir sind auf einem Auge blind und das andere verwechselt Äpfel mit Birnen“ das Ende. Letzteres äußerte er im Zuge seiner Kritik gegenüber dem einseitigen Fokus auf Energieeinsparung durch Gebäudedämmung. Kritische Töne, bezogen auf die Kunststoff-Dämmung und das Bauen von luftdichten Gebäudehüllen, kamen auch von Architektin Petra Wiesner-Molitor. Trotzdem versprühten alle drei Optimismus und Hingabe: Auch oder gerade in der Baubranche trage der Weltverbesserungsansatz sichtbare Früchte, die sich sowohl auf die natürliche Umwelt als auch auf Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen auswirkten und das Gemeinwohl stärkten.

Günther Reifer bei seinem eindringlichen Plädoyer für Nachhaltiges Wirtschaften.

Heute ist der Brixner Günther Reifer Berater und Mitbegründer des Terra Institutes, ein Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung mit rund 25 Mitarbeitern, alles ehemalige Führungskräfte. Vorher war der studierte Betriebswirt Marketing- und Vertriebsleiter einer großen Möbelfirma und, als Dozent, ein Verfechter herkömmlicher Ökonomie-Theorien. Seine Arbeit hat eine Wende genommen, als er vor etwa zehn Jahren in eine Sinnkrise rutschte und einigen Persönlichkeiten aus der Nachhaltigkeitsszene begegnete, so dem kürzlich verstorbenen Ägypter Ibrahim Abouleish (Chemiker, Apotheker und Träger des Alternativen Friedensnobelpreises) und dem bengalesischen Wirtschaftswissenschaftler und Bankier Muhammed Yunus (Friedensnobelpreisträger). Heute will Reifer Systemveränderung vorantreiben. Das zeigte er in seinem Vortrag anhand einer Gegenüberstellung der gängigen Unternehmensmodelle. In einem ganzheitlichen Denkmodell, das die digitale Revolution mit einfließen lässt, zeigt sich folgendes Bild: Das frühere produktzentrierte 1.0 Unternehmen wurde vom verbraucherzentrierten 2.0 Unternehmen abgelöst, das heute wiederum gerade vom Trendsetter 3.0 überholt wird. Nur letzteres Unternehmensmodell will einen sinnvollen Beitrag für die Welt leisten, indem es Menschen – Mitarbeiter und Netzpartner -, die Natur und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt stellt. Reifer ist aufgrund positiver Erfahrungen vonseiten zahlreichen Unternehmen getragen von der Überzeugung, dass nur solche Betriebe langfristig von Erfolg gekrönt sein werden, was ihre Rolle als Akteure in der Gesellschaft und als „Weltverbesserer“ unterstreicht. Diese zukunftsorientierten Unternehmen eint, dass sie sich von der „Blase des industriellen Zeitalters“ und damit von fossilen Brennstoffen, Abfallbergen, globaler und standardisierter Produktion und Gewinnmaximierung abwenden und sich der Nachhaltigkeit, Vielfalt, den lokalen Kreisläufen und dem Gemeinwohl zuwenden.
www.terra-institute.eu

Von der Vollholzbauweise restlos überzeugt: DMK Award 2017 Preisträgerin Petra Wiesner-Molitor

Eine weitere Visionärin ist die Architektin Petra Wiesner-Molitor aus Bad Brückenau in Nordbayern. Sie erzählte von ihrem persönlichen Weg, der sie von der Schreinergesellin zum Studium der Architektur führte und später zusätzlich zu einer Ausbildung als Baubiologin, die von der Holzmassivbauweise restlos überzeugt ist. Wiesner-Molitors kreativer Ansatz mit dieser Bauweise hat ihr 2017den prestigevollen DMK Award (Dagmar und Matthias Krieger Stiftung) für Nachhaltiges Bauen gebracht. Ihre Erfahrungswerte zeigen, dass die Vollholzbauweise klare Vorzüge aufweist, nämlich Einstofflichkeit, kaum CO2-Ausstoß bei der Herstellung, eine wirtschaftliche Langzeitbetrachtung, das abfalllose Prinzip des cradle to cradle, eine Hochfrequenzstrahlen-Abschirmung, Giftfreiheit aufgrund des unbehandelten Holzes, ein gutes Raumklima, Luftdichtheit, eine gute Wärmedämmung, viele Möglichkeiten der ästhetischen Umsetzung und eine kurze Montagezeit. Als Architektin übe sie Einfluss auf viele Bereiche aus, auf die menschliche und natürliche Umwelt genauso wie auf gesellschaftliche Prozesse.
www.ars-tectandi.de

In seinem Referat forderte Josef Egle die Berücksichtigung der CO2-Senkenleistung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen.

Der Traunsteiner Holzbauingenieur und vereidigte Sachverständige für Holzhausbau, Luftdichtheit und Gebäudethermografie Josef Egle gilt in Deutschland als „Anwalt des Holzes“. Er hat in seinem Plädoyer für Vollholz im Dienst des Klimaschutzes mit viel Zahlenmaterial gepunktet: Gebäude seinen weltweit zu 40% am CO2-Ausstoß beteiligt und dieses Kohlendioxid sei das relevanteste Treibhausgas. Einzig die Nutzungsphase eines Gebäudes werde aber in der Umweltbilanz berücksichtigt, während die Herstellung von Baustoffen, der Bau selbst, die Entsorgung und das Recycling-Potential völlig ausgeklammert blieben. Das führe zu einer einseitigen Betrachtung und großem Irrsinn beim Wärmeschutz, sowohl beim Bauen als auch beim Sanieren. Für Sprengstoff lieferte seine Aussage, Politik habe sich in den letzten Jahren von der Dämmstofflobby vor sich hertreiben lassen und auch Klimahaus & Co. führten das Dämmen ad absurdum, weil weder Herstellung noch Entsorgung von Baumaterialien berücksichtigt werde.
Sein politisch brisantes Fazit für eine ganzheitlichere Klimaschutzstrategie fordert unter anderem einen Stopp weiterer Verschärfungen der U-Werte, dafür Optimierungsprozesse bei der Herstellung und Nutzung und vor allem die Berücksichtigung der Senkenleistung von Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, sprich Holz. „Senkenleistung“ wird verstanden als Fähigkeit, CO2 aus der Luft langfristig zu binden und damit ein Minus in der entsprechenden Ausstoß-Bilanz zu verursachen. Bauen mit Holz sei heute angewandter Klimaschutz.
www.egle-engineering.de

Alle drei Gastredner stehen in enger Beziehung zu holzius: Günther Reifer hat in den vergangenen zwei Jahren die Neuausrichtung des Unternehmens als Berater begleitet und zur Weiterentwicklung in ein 3.0 Unternehmen motiviert. Petra Wiesner-Molitor hat in Deutschland mit holzius-Vollholzelementen für Kunden ihres Architekturstudios geplant und ihr eigenes Familienhaus gebaut. Und Josef Egle hat als Begutachter und profunder Kenner der Branche das Unternehmen holzius und sein Produkt unter die Lupe genommen.

Die Fachvorträge stehen unter den folgenden Links zum Download bereit.

Fachvortrag Günther Reifer „Nachhaltig Wirtschaften – Neue Perspektiven für zukunftsorientierte Unternehmen“

Fachvortrag Petra Wiesner-Molitor „Warum ausgerechnet Vollholz“

Fachvortrag Josef Egle „Bauen mit Holz ist angewandter Klimaschutz“